1995 hieß das Motto "Das Böse & Der Trieb" - im fsk, Ossena, Eimer und Acud.
Eine Abschweifung zum Thema So einfach schien die Welt noch vor wenigen Jahren: Wissenschaften und Ideologien boten Weltmodelle an, die zwischen "wahr" und "falsch" und "böse" und "gute" trennten. Diese Zeiten sind vorbei. Das Ursache-Wirkung-Denken ist zu altem Eisen geworden. Die globale Katastrophe droht und das Ende der konträren politischen Systeme des Westens und Ostens zersplitterte die Welt in ein Netz kaum durchschaubarer Interessen und zahlloser neu entstehender heißer Konflikte.
Ist das die Herrschaft des Diabolos, des Durcheinanderwürflers? Das Ende der demokratischen Illusion und die Strapazierung des Subjektes führen zu einer Renaissance einfacher Ideologien und "barbarischer" Verhaltensweisen. In der über die Ufer getretenen Kulturgesellschaft zählen die Extreme existieren keine Tabus. Das Grauen ist alltäglich geworden: als gewalttätiger Versuch neue Referenzpunkte in einer chaotischen Welt zu schaffen. Aber wie böse ist das Böse eigentlich, wenn selbst die "Es gut meinenden" ungewollt bösartig sind? Wer wagt es noch, Maßstäbe zu setzen und Handlungen abzuschätzen? Vernunft und Rationalität offenbaren ihre Grenzen; bedeutet dies zugleich eine Hinwendung zum Animalischen, ein Aufleben der Triebe? Genug philosophiert. Stellen wir uns den neuen Herausforderungen: next level please. "interfilm" liefert die nötige Energie!
Das diesjährige Programm spannt einen gewagten Bogen von derber Unterhaltung a la "Sex, Gewalt und Gute Laune" über klassische Horrorgeschichten bis hin zu anspruchsvollen Dokumentationen. Den inhaltlichen Rahmen bilden zwei Vorträge und ein Seminar: Der Medientheoretiker Norbert Bolz referiert über "Das Böse", die Philosophin Gerburg Treusch-Dieter spricht zum Thema "Der Trieb". Allesandro Aiello beschäftigt sich mit der Darstellung des (abgefilmten) Todes - "Sequenzen des Todes".
Bevor Ekstase und Sex am Samstag zu ihrem Recht kommen, wird es freitags wirklich horrend: die an diesem Tag gezeigten Filme präsentieren das Entsetzen in all seinen Formen. Exzessen, Grenzüberschreitungen in direktem und metaphorischen Sinne, ist der Sonntag vorbehalten. Im Mittelpunkt des Festivals steht natürlich der Wettbewerb, für den aus insgesamt 600 eingereichten Arbeiten 72 Filme und Videos aller Genres ausgewählt wurden. Die provokante Vielfalt des Programms gibt hoffentlich Anlaß zu kontroversen Diskussionen und trägt zu einer neuen ungewohnten Sicht auf Böses und Triebhaftes bei.
Die internationale Jury der Adele Eisenstein aus Budapest, Paul Garrin aus New York, Anne-Marie Kürstein aus Kopenhagen und Wieland Speck aus Berlin angehören, wird zum Abschluß des Festivals vier Preise vergeben. Wahrscheinlich fällt die Wahl schwer: denn das Böse schillert und lockt in vielerlei Gestalt. Also: lassen wir uns verführen.
Wettbewerb
Grusel und Greuel - Gruesome Grins
Laughter, Joy and Loneliness
Sex Troubles
Tod und Trendy
Familiar Nightmares
Das Grauen - Images of Horror
Märchen, Morde, Massaker
Schicksal
Vorträge und Ausstellungen
Allesandro Aiello: Sequenzen des Todes
Prof. Norbert Bolz: Das Böse
Prof. Gerburg Treusch-Dieter: Der Trieb
Kurzfilme bekannter Regisseure
Auswahlprogramm Bela Balazs-Studios
Auswahlprogramm British Short Film Festival
Wildes Finnland
SaGA - Sarajevo Group of Authors: Man, God, the Monster
Neue Kurzfilme von SaGA Weininger's Nacht
Jan Svankmajer's Faust
Thundercrack De Generazione
Hinter Glas
Sex, Gewalt und Gute Laune
Baby, I Will Make You Sweat
Ein Pink Film aus Japan - An Aria On Gaze
Auswahlprogramm interfilm 11
Videos im Festivalcafe Ossena
Ausstellung interfilm meets Comicstrip
Strange Films and Sharp Music - The Bloody Vicious Bucket Night
Sex, Jazz and War In American Cartoons