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13. Internationales Kurzfilmfestival Berlin 1996

1996 fand interfilm 13 unter dem Thema "Mythen & Magie" statt. Das Festival wurde von Thierry Fremaux, dem jetzigen künstlerischen Leiter der Filmfestspiele Cannes, mit Stummfilmen der Gebrüder Lumiere eröffnet. Über 300 Filme waren zu sehen; Schwerpunkt bildeten unter anderem Kurzfilme aus den Jahren 1995 bis 1996. - Eine internationale Jury vergab Preise im Wert von insgesamt 8000 Mark.

Nach dem Thema "Science" und "Fiction", bei dem wir danach fragten, ob die Wissenschaft die Vorstellungskraft des Menschen schon überholt hat und wie die Zukunftsängste und Träume der Menschheit aussehen, und dem Thema `Das Böse" und `Der Trieb", wo wir untersucht haben, inwiefern in einer Welt voll Egoismus, Gewalt und Krieg, das Grauen schon alltäglich geworden ist und inwieweit sich der Mensch dem Animalischen und Triebhaften hingibt, beschäftigt sich das diesjährige Festival mit "Mythen" und "Magie".

Je unwahrscheinlicher ein Versprechen ist, desto leichter wird ihm Glauben geschenkt, je absurder eine Behauptung, desto mehr Anhänger wird sie finden" (Nachbemerkung von Kurt Jürgen Huch/ 1992 zu Charles Mackay's "Zeichen und Wunder - Aus den Annalen des Wahns"/ 1852).

Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass auch heute noch und wieder verstärkt Okkultismus, Aberglauben und Massenwahn allgegenwärtig sind, oft ohne erkannt zu werden; teilweise versteckt oder aber zu einem Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden: Fernsehen, Lotterien, Gameshows, Computerspiele, Fernsehprediger, Wahrsagungen und Horoskope, Massenwahn bei Fussballspielen und Musikveranstaltungen, der kollektive Technopartyrausch.

Neue Drogen werden konsumiert und die Sekten können sich über mangelnden Zulauf nicht beklagen.

Neue Mythenspender sind auf den Plan getreten: Internet, Multi Media und Cyberspace. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Schicksal ist so alt wie der Mensch selbst und hat verschiedenste Bewältigungsformen hervorgebracht. Vieles mehr könnte man hier noch aufführen.

Wir wollen Denkanstöße geben, indem wir thematisch geordnete Wettbewerbsprogramme, Sonderprogramme und Vorträge anbieten. "Die Vorstellung, als ließe sich die Menschheit von ihrer Lust am Unerklärlichen, von ihren unvernünftigen Wünschen und Hoffnungen, von ihren vielfältigen Wunderträumen, mit einem Wort. von ihrem Unbewußten befreien, gehört nämlich ihrerseits dem Reich des Aberglaubens an." (Nachbemerkung von Kurt Jürgen Huch/1992 zu Charles Mackay's "Zeichen und Wunder - Aus den Annalen des Wahns"/ 1852)

Wir sind ein Filmfestival, das jungen Eilmund Videomachern aus aller Welt ein Forum für ihre Produktionen bietet und einen Teil dieser Filme auch nach dem Festival in zahlreichen Ländern und Städten vorführt. Aus rund 600 eingereichten Arbeiten und nach Reisen durch Italien, Norwegen, Großbritannien, den Niederlanden und Kolumbien, haben wir ein Programm mit über 250 Filmen und Videos zusammengestellt. Wir erwarten viele Gäste aus dem In- und Ausland. Im Wettbewerb werden 80 Filme und Videos präsentiert, insgesamt laufen Produktionen aus 27 Ländern. Im Mai 1896 zeigten die Gebrüder Lumiere auf dem von ihnen entwickelten Filmprojektor im Treptower Park ihre Filme im Rahmen einer Industrieausstellung. 100 Jahre danach zeigen wir diese zur Eröffnung unseres 13. Internationalen Kurzfilmfestivals im Martin-Gropius-Bau mit neurestaurierten Kopien und einer aufschlußreichen wie unterhaltsamen Einführung von Thierry Frömaux, vom Institut Lumiere in Lyon.

Großbritannien feiert 1996, ein Jahr später als anderwo, 100 Jahre Kinogeschichte. Auch unser Programm ist ein Querschnitt durch die Filmgeschichte geworden. Angefangen im Jahre 1895 mit den Filmen der Gebrüder Lumiere, gehen wir weiter über die surrealistischen Animationsfilme des Russen Starewicz, in den Jahren 1911 - 1933 in Russland und Frankreich produziert, zu den 3 Episoden des Maschinenmenschen "Homunculus" von Otto Rippert aus dem Jahre 1916. Die Filme des Drug Scare Programmes, das uns vor den Gefahren verschiedenster Drogen warnt, wurden in den Jahren 1936 bis 1972 hergestellt. Retrospektiv zeigen wir eine Auswahl von Jan Svankmajers genialen, surrealistischen Animationen aus den Jahren 1960 -1990.

Über die Wettbewerbsfilme, die in den letzten Jahren auf allen Film- und Videoformaten hergestellt wurden, kommen wir schließlich zu den Programmen "Escape to Transcyberia" und "Opera Imaginaire". Bei diesen Techno- und Opernmusikinterpretationen, handelt es sich hauptsächlich um Computeranimationen. "Die Sphinx, die dem Menschen ihre Rätsel aufgibt, ist, das sollte nie vergessen werden, ein Ungeheuer. Und Ungeheuerlichem wird auch begegnen, wer sich nicht scheut, ihr fest ins Auge zu blicken." (Magie und Sternenzauber - Ralph Tegtmeier)

Nach 15jährigem Bestehen des interfilm - Festivals und meiner ebenfalls 15jährigen Tätigkeit für dieses, wird das 13. Festival voraussichtlich auch das Letzte sein. interfilm sucht nach neuen Finanzierungsquellen, da weder der Berliner Kultursenat, noch das Filmboard Berlin-Brandenburg die notwendige Basis garantieren.

Wir haben ein interessantes und vielfältiges Programm zusammengestellt und wünschen den Gästen und Zuschauern auf dem 13. Internationalen Kurzfilmfestival Berlin etwas Nachdenken und viel Vergnügen in den Kinos und bei den vielen Partys und Events, die vor allem auf dem Veranstaltungsschiff MS Sanssouci stattfinden.

Berlin Collection: Berliner Videos auf der MS Sanssouci

Die Zusammenstellung des VideoKunstMuItiMedia e.V. bietet einen Einblick in die Sammlung von Videobändern von in Berlin lebenden Künstlern. Insgesamt sind dort über 350 Arbeiten von mehr als 25 Autoren seit dem Ende der Siebziger Jahre bis zum heutigen Datum archiviert. In diesen mehr als fünfzehn Jahren sind unterschiedliche Bänder entstanden, deren breites Spektrum von dokumentarischer Orientierung über erzählerische hin zu experimenteller Form und allen nur denkbaren Kombinationen dieser Ansätze reicht.

Video und Medienkunst in Berlin? Gibt es das?

Außer einigen wenigen zeitlich begrenzten Ausnahmen hat Berlin kein wirkliches kontinuierliches Forum und keine Lobby für künstlerische Medienarbeit, die versucht, den anonymen Bildern und Tönen, wie wir sie vom Fernsehen her kennen, eine persönliche Note gegenüberzustellen. Experimentelle Videographie oder Videopoetik wird zwar als Kunstform registriert, aber noch immer in eine periphere Randlage gedrängt.

Neben bisherigen Aktivitäten, etwa der Redaktion von Fernsehsendungen über Videokunst, Koproduktionen, Videoveranstaltungen und Ausstellungen ist die erstellte Sammlung ein in der Bundesrepublik einmaliges Archiv und eine wahre Fundgrube zur Videokultur. Heiko Daxl

Programm    

    Wettbewerb
    Tele Visions
    Believe it or not
    Expectation enclosed
    Throwing Stones
    Blackouts
    Spirits in a Circle
    Untold Stories O
    ther Places
    Sisyphos
    Escape to Transcyberia

Sonderprogramme
    Die Gebrüder Lumiere
    Shorts of Famous Directors
    Drug Scare
    Programm Russische Animationsfilme 1911-33
    Jan Svankmajer
    Strange Love
    As in Heaven
    Homunculus-Reihe
    Lie Down with Dogs
    British Shorts
    Twilight Tales from Tallahassee
    Isländische Kurzfilme
    Kolumbianische Filme & Videos
    Buried in Light Opera
    Imaginaire interfilm 12: "Das Böse" & "Der Trieb"
    Golden Bucket Night
    Videos International
    Berlin Collection (Videos)
    Videoinstallationen

Vortrag
    Mythos und Magie im Film