36. Internationales Kurzfilmfestival Berlin 2020
11. November - 13. Dezember 2020

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Focus On: Postcolonialism

PC 01 Collective Memory and Personal History

Für die afrikanischen Filmmacher*innen der ersten Stunde war das Kino unter anderem ein Mittel, um die Erinnerung an die Geschichte des afrikanischen Kontinents wachzurufen. Als moderne Griots, Geschichtenerzähler*innen, stellen sie die kolonialen Stereotypen in Frage und setzen authentische Geschichten und Mythen in Bilder um. Dabei verfolgen sie das Ziel, der heutigen und der zukünftigen Generation, die grundlegenden Werte Afrikas zu vermitteln. Ihr Ziel ist die mentale Dekolonisierung des Publikums. Das Programm will in diesem Sinne den Blick auf Afrika und seine Wurzeln richten, um die Afrikaner*innen mit sich selbst und dem Rest der Welt zu versöhnen. Afrikanische Filme sprechen noch kein Massenpublikum an. Aber sie zeichnen sich durch eine eigene Ästhetik aus, die aus den kollektive Erinnerung weitgehend unbekannter Völker schöpft und diese einem breiteren Publikum öffnet. Der Regisseur Gaston Kaboré formulierte es so: „Unsere Filme bilden kleine Fragmente bei der Wiedereroberung unserer selbst." Dieser künstlerische Ansatz machte das afrikanische Kino weltweit berühmt.

Kuration & Text: Alex Moussa Sawadogo

30.11.20, 00:00h, online: interfilm.de/sooner (Nov 30 - Dec 06)

Collective Memory and Personal History
Collective Memory and Personal History

In Zusammenarbeit mit

Afrikamera

Collective Memory and Personal History

Mit freundlicher Unterstützung von

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Senatskanzlei

6 Filme im Programm
E'ville

E'ville

Nelson Makengo // Demokratische Republik Kongo // 2018 // 12:20 min

Documentary, Experimental

Ein verlassener Sportkomplex in Lubumbashi (bis 1960 Elisabethville genannt), der früher dem Bergbauunternehmen Gécamines gehörte, überlagert von archivalischem Tonmaterial, Bildern und Geistern der Vergangenheit. Das Gewicht der kolonialen Geschichte des Ortes trifft auf eine intime Familiengeschichte: ein Brief des verstorbenen Unabhängigkeitsführers Lumumba an seine Frau. Diese Gegenüberstellung öffnet den Blick auf das kollektive Gedächtnis der ehemaligen belgischen Kolonie.

No Archive Can Restore You

No Archive Can Restore You

Onyeka Igwe // England, Nigeria // 2020 // 05:54 min

Documentary, Experimental

Das Gebäude der ehemaligen Nigerian Film Unit war einer der ersten selbstverwalteten Außenposten der britischen visuellen Propagandamaschine, der Colonial Film Unit. Heute steht es leer an der Ikoyi Road in Lagos im Schatten der Nigerian Film Corporation. Eine Erkundung der zurückgelassenen kolonialzeitlichen Filmbilder deren lange Schatten sie bis in die Gegenwart tragen.

Machini

Machini

Tétshim Tétshim / Frank Mukunday // Belgien, Demokratische Republik Kongo // 2019 // 10:00 min

Animation, Experimental

Stahl, Rost, Stein und Kreide. Bild für Bild kriecht eine grüne Wolke durch die rotbraune Bergbauanimation. Die Böden der DR Kongo sind rohstoffreich, der Abbau treibt die Menschen unerbittlich vor sich her, wie eine Maschine. Aber den Gewinn streichen andere ein, gestern wie heute.

La Mazda jaune et Sa Sainteté

La Mazda jaune et Sa Sainteté

The Yellow Mazda and His Holiness

Sandra Heremans // Belgien, Ruanda // 2018 // 10:31 min

Documentary

Die Frage, was es bedeutet, einen Film mit einem schwarzen Bild zu beginnen, entwickelt sich zu einem persönlichen Essay über die Eltern der Filmemacherin. Die Geschichte eines belgischen Missionars der sich in ein ruandisches Mädchen verliebt, vermischt sich damit, was Bilder und Kolonialgeschichte für ihre Tochter bedeuten.

When I Grow Up I Want to Be a Black Man

When I Grow Up I Want to Be a Black Man

Jyoti Mistry // Österreich, Südafrika // 2017 // 10:00 min

Experimental

Eine Arbeit über Gewalt und Freiheit in zwei parallellaufenden Bildern. Dem ‘Alphabet der Gewalt’ steht die Vision des Potenzials, der Möglichkeiten, dem Streben und den Ambitionen für eine Zukunft gegenüber, in welcher der Stellenwert des Schwarzen Mannes in der Gesellschaft durch ein Lexikon der Freiheit neu belebt wird.

Tabaski

Tabaski

Laurence Attali // Frankreich, Senegal // 2019 // 26:03 min

Live Action

Einige Tage vor Tabaski, wie das islamische Opferfest im Senegal genannt wird, widmet sich ein Künstler zurückgezogen in seinem Atelier dem Motiv der rituellen Opferung des Schafbocks. Die rote Farbe tropft von den Skizzen auf der Wäscheleine. „Tabaski, wer ist der Nächste?“ steht auf der Hauswand. Drei Figuren und ein Schaf umkreisen den Mann und verbinden ihn wieder mit der Wirklichkeit.