interfilm 1985
1985 übernahm das Kino Eiszeit die Organisation des Festivals. Das Festival zog nach Kreuzberg.
Schwerpunkt waren außer den internationalen Kurzfilmen auch Performances und Installationen.
60 (sechzig!) Stunden Super 8-Filme sind den Initiatoren von interfilm 3 zur Sichtung eingereicht worden.
Eine schier unglaubliche Bilderflut, die uns mit fast physischer Macht in die Kinosessel drückte. Die Auswahl, die wir aus diesem Angebot zusammengestellt haben, immerhin 20 Stunden, dokumentiert nach unserer 'radikal subjektiven' Ansicht den hohen Qualitätsstandard der bundesdeutschen und Berliner Super 8-Filmproduktionen, obwohl mir in diesem Zusammenhang des öfteren ein Satz von Peter Nau einfiel, der einmal bemerkte, dass "das wirkliche Leben (...) oft dergestalt seinen Glanz verliert, dass man es manchmal mit dem Firnis der Fiktion wieder auffüllen muss."
Neben dieser Auswahl (an der sich Vertreter der drei Spielstellen beteiligten) freut es uns besonders, wieder auf großes Interesse bei ausländischen Filmemachern gestoßen zu sein. Die Programme aus New York, London, Frankreich und ein internationales Programm mit Beiträgen aus Australien, den Niederlanden und Österreich legen davon Zeugnis ab.
Besonders froh und ein bisschen stolz sind wir darüber, dass es uns gelungen ist, ein Programm aus der DDR präsentieren zu können. Nachdem Kontakte zu offiziellen Stellen zu keinem Ergebnis geführt hatten, fruchteten persönliche Kontakte und ermöglichten die Zusammenstellung eines Programms von hoher künstlerischer Qualität.
War Interfilm 1 das von den Filmemachern selbst organisierte Fest, Filmstadt Berlin das von offizieller Seite (Freunde der Deutschen Kinemathek, Kultur-Senat) geförderte Fest, so kehrt Interfilm 3 wieder zu den Ursprüngen zurück.
Auch ohne Unterstützung seitens der 'Freunde' ist es den Spielstellen in Zusammenarbeit mit den Filmemachern gelungen, diese Schau des Super 8-Filmes zu organisieren. Auch die geringe Unterstützung, die der Senat in letzter Minute gewährte, konnte die Etatlücken nicht schließen, sodass Interfilm 3 noch mehr auf die Solidarität der Filmemacher angewiesen ist, denen wahrscheinlich noch nicht einmal die sonst übliche Minutenvergütung zu Teil werden wird. Wir bedauern dies außerordentlich!
Das KINO EISZEIT, schon an lnterfilm 1 und Filmstatt Berlin beteiligt, möchte einen Beitrag seitens der Veranstalter für die Arbeit mit Super 8 leisten: Von Dezember '85 an wird es (zunächst) in 8-wöchigem Abstand eine Veranstaltung geben, wo jedermann seine Arbeiten auf Super 8, 16mm und Video vorstellen kann (die Anwesenheit der Filmemacher/in ist allerdings Voraussetzung). Schon oft wurde über die "imaginäre Kraft, das Ursprüngliche, die Direktheit, die politische Dimension usw." des Super 8-Mediums räsoniert, nur waren allzu oft die Filme leider nicht so, dass sie diese Prädikate für sich reklamieren konnten (was die vielfältigsten Gründe hat).
Inzwischen jedoch - das ist mein persönliches Fazit von interfilm 3 - konzentrieren sich immer mehr Kräfte, die dem Super 8-Film einen ernstzunehmenden Platz in der deu-tschen Filmlandschaft erstreiten. Wenn ich hier die Bielefelder Produktionsgemeinschaften herausgreife, bedeutet dies keinesfalls eine Herabsetzung der Bemühungen an anderen Orten. Um eine 'Ortsbestimmung' des S 8-Filmes wird es auch bei den von Reinhard Wolf initiierten Veranstaltungen zu Vertrieb und Professionalisierung von S 8 gehen. In einem weiteren Workshop "Trickmöglichkeiten im S 8-Film" wird Manfred Jelinski mit der weitverbreiteten Vorstellung aufräumen, dass Einzelbildschaltung die einzige Möglichkeit darstellt, im S 8-Film zu experimentieren.
Wir wünschen den Teilnehmern an diesen Veranstaltungen viel Spaß!
Aus den Interfilm 3 eingereichten Filmen hat das KINO EISZEIT ein Auswahlprogramm zusammengestellt, welches im Anschluss an das Fest zunächst auf eine größere Tournee (London, New York, Pittsburgh, Boston, L.A., Paris) gehen wird und im Anschluss vom KINO EISZEIT verliehen werden wird.
An dieser Stelle möchten wir allen Menschen unseren herzlichen Dank aussprechen, die unsere Arbeit an Interfilm 3 unterstützt haben! Insbesondere gedankt sei:
Reinhard Wolf (KOB 8-Filmbüro)
Manfred lelinski Mathias Nelle (Asta FU)
Helge Leiberg Frau Koglin (Filmbeauftragte-Senat)
Verein der Freunde der Villa Kreuzberg
Alf Bold (Freunde der Deutschen Kinemathek)
Jo Comino (London Film Coop)
Peggy Ahwesh (The Kitchen, New York)
Veronique Schlitz (Frankreich-Programm)
Monika Seeberger (dto.)
im Namen von Interfilm 3 - Wolf Mellen
Organisiert haben Interfilm 3:
Jürgen Brüning, Frieder Butzmann, Heinz Hermanns, Wolf Mellen, Wolfgang Pause, Dorothee Seggewies und Bernd Vorjans